Nutzlose Beratung

Eben wollte ich mit dem Tintenstahler etwas ausdrucken, jedoch hatte der nach der zweiten Seite keinen Bock mehr. Auf dem Display beschwerte er sich, dass die schwarze Tinte leer ist. Dabei waren auf dem letzten Ausdruck noch keinerlei Stellen zu erkennen. Da ich nur sehr selten drucke ist das regelmĂ€ĂŸige Nachkaufen von Tintenpatronen echt nicht sinnvoll, die vertrocknen meistens. Außerdem sind die Patronen stĂ€ndig außen voll mit angetrockneter Tinte verklebt.

Die Patronen von Canon haben die DĂŒse und den Chip auch direkt mit an der Patrone dran, das hĂ€tte also beim Wechsel irgendwann mal aufhören mĂŒssen. Das war bisher mit jeder Originalpatrone so, sodass ich einfach glaube, dass das Teil einen Konstruktionsfehler hat. Vielleicht muss man nur regelmĂ€ĂŸig damit drucken, was ich aber nicht tue.

Jedenfalls wollte ich mir dann einen Farblaserdrucker kaufen. Die kosten nicht mehr viel (so 100 bis 150 EUR) und verkraften es auch durchaus, wenn man sie nicht stĂ€ndig nutzt. Und das Druckerzeugnis sieht deutlich besser aus wenn man Schrift damit druckt. Fotos drucke ich nicht, die lasse ich professionell abziehen. Ist auch gĂŒnstiger.

Da ich jetzt heute Abend eigentlich etwas ausdrucken wollte, habe ich kurz auf der Webseite vom Elektroniksupermarkt geschaut, ob die irgendwas sinnvolles haben. Da war einiges verfĂŒgbar. Also habe ich das Fahrrad genommen und mich auf den Weg gemacht. Dort in der Filiale habe ich den einen fĂ€higen Mitarbeiter gesehen, der gerade nichts zu tun hatte. Doch bevor ich den nerven gehe, wollte ich mal kurz selbst schauen, ob ich einen meiner Favoriten im Regal finde.

Am Regal war so eine durchschnittliche Familie die nach einem Drucker suchte. Der VerkĂ€ufer erzĂ€hlte ihnen was davon, dass ein Tintenstahler nicht so gut ist, wenn man wenig druckt. Und ein Laserdrucker kostet direkt das Dreifache (was man in der vertrockneten Tinte sicher an Geld und Nerven spart). Irgendwie kam das Thema dann auf Duplex. Der VerkĂ€ufer redete denen ein, dass man damit ja viel weniger Papier verbrauchen wĂŒrde, weil man die Seiten doppelt bedrucken kann.

Wenn ich in so LĂ€den bin und alle VerkĂ€ufer gerade unterwegs sind, fange ich an die Kunden zu beraten, damit der VerkĂ€ufer schneller fĂŒr mich frei ist. NatĂŒrlich mache ich das nicht im Sinne des Ladens, schließlich bin ich da ja nicht angestellt. Also warf ich ein, dass man doch mit jedem Drucker Duplex machen kann, man muss halt erstmal die ungeraden Seiten und dann die geraden Seiten drucken. Der VerkĂ€ufer meinte dann „aber fĂŒr jede Seite einzeln“ und ich unterstelle, dass er die Leute verunsichern möchte. Ich sagte dann, dass man doch den ganzen Packen mit ungeraden Seiten einfach wieder umgedreht einlegen muss. Der VerkĂ€ufer wiegelte das dann wieder als unpraktisch und kompliziert ab und suchte dann fĂŒr die Leute nach einem Drucker mit Hardware-Duplexeinheit. Viel Spaß, das ist teuer. Aber wahrscheinlich kaufen die Leute das am Ende auch noch aus Unsicherheit heraus.

Jedenfalls bin ich dann weiter am Regal entlang gegangen. Es gab keinen wirklich gĂŒnstigen Farblaser dort. Dabei hatten die in ihrem Onlineshop eine Handvoll Modelle in meiner Preisklasse. An dieser Stelle war mir schon klar, dass ich da heute keinen Drucker bekomme. Aber ich wollte noch mal nachfragen, vielleicht haben die da ja doch was. Und ich war ja schon da.

Vorher sprach mich noch ein Ă€lterer Herr an. Er zog einen Zettel aus seiner Hosentasche und meinte, dass er auch mich fragen kann, wo ich hier doch zustĂ€ndig sei. Er suche Druckerpatronen fĂŒr seinen Dell Drucker. Daraufhin lachte ich und sagte ihm, dass ich hier gar nicht arbeite; ich habe (leider) nur mehr Ahnung als die meisten VerkĂ€ufer hier. Aber bei Druckerpatronen kenne ich mich auch nicht aus, da mĂŒsste er dann warten, bis er dran ist.

An der Infotheke war der eine fĂ€hige Mitarbeiter mit einer Mutter und ihren zwei Töchtern im GesprĂ€ch. Es ging wohl um einen Handyvertrag fĂŒr die eine Tochter. Die Mutter hatte sichtlich keine Ahnung davon, wie viel was kostet und was man brauchen kann. Der VerkĂ€ufer empfahl irgendwas von Telekom oder Congstar (was sicher auch daran liegt, dass die Telekom direkt einen Stand an der gleichen Info-Theke hat). Der TelekomverkĂ€ufer kam von seinem Stand vorbei, als er potentielle Kundschaft witterte. Der Herr sagte, dass es bei der Telekom fĂŒr 10 EUR/Monat anfĂ€ngt und da Internetflatrate, 200 Minuten und 50 SMS drin sind. Ich fragte dann rotzfrech einfach, wie viel Volumen da denn drin ist. Er sagte dann, dass das nur 300 MB sind. Und die Mutter fragte, wie lang die Vertragslaufzeit ist. Die ist mindestens 12 Monate sagte er, sicherlich in sich hinein grinsend.

Weil ich es nicht lassen konnte, sagte ich, dass sie bei WinSIM fĂŒr 4 EUR/Monat ungefĂ€hr das gleiche bekommen, jedoch mit 1 GB Datenvolumen und das mit LTE. Um fair zu sein, weil es ja das Netz von TelefĂłnica und nicht das der Telekom ist, habe ich dann mit verstellter Stimme noch „aber natĂŒrlich nicht im besten Netz“ hinzugefĂŒgt. Daraufhin spulte der TelekomverkĂ€ufer sein Programm ab und meinte, dass man sich halt entscheiden möchte, ob man „billig billig“ oder etwas vernĂŒnftiges haben möchte. Die Mutter schaute mich noch irritierter an und fragte, was da der Unterschied ist. Ich sagte, dass man mit dem einen Netz halt in der U-Bahn Empfang hat und mit dem von der Telekom manchmal halt nicht. Der TelekomverkĂ€ufer versuchte mich dringend loszuwerden. Den Gefallen habe ich ihm dann auch gemacht, schließlich wollte ich ja eigentlich nur einen der Auspacker fragen, ob es dort auch gĂŒnstige Farblaser mit Printserver gibt.

Der andere VerkĂ€ufer war noch mit der Familie beschĂ€ftigt, denen er den Duplexdrucker andrehen wollte. Ich fragte ziemlich direkt und offensichtlich kurz angebunden, wie lange er noch braucht. Daraufhin meinte er, dass an der Infotheke ja vier VerkĂ€ufer sind. „Nein,“ sagte ich, „da steht nur einer mit vier Kunden.“. Der VerkĂ€ufer ging dann zur Theke und rief per Telefon mehr VerkĂ€ufer zu sich. Er gab mich dann mit „Der Herr hier braucht dringend eine Beratung“ an seinen Kollegen ab. Der schaute mich gelangweilt an und fragte, das ich denn haben wollte. Ich sagte ihm exakt, was ich haben wollte. Er teilte mir mit, dass sie die hier nicht auf Lager haben. Aber er könnte mir das natĂŒrlich bestellen. „Das kann ich auch zuhause“ habe ich ihm dann entgegen geknallt. Er bot mir an noch mal zu schauen, ob nicht irgendwo doch einer steht. Ich verabschiedete mich und bin wieder weg.

Am Ende habe ich mich also nur ein bisschen auf dem Fahrrad bewegt, ein paar VerkÀufer aufgescheucht und das ganze hat mich nur Zeit gekostet.

Zuhause bin ich auf die Seite von Amazon gegangen. Dort habe ich nach Druckern gesucht und meine Kriterien in den Checkboxen angeklickt: Farbe, LAN-Anschluss. Dann das ganze aufsteigend nach Preis sortiert und den ersten genommen, der sinnvolle Bewertungen hatte und fĂŒr den es Treiber unter Linux gibt. Bei der Bestellung habe ich noch die kostenlose Testmitgliedschaft von Amazon Prime mitgenommen und so kostenlosen Premiumversand erhalten. Als Student kostet mich das auch nur 25 EUR/Jahr fĂŒr kostenlosen Premiumversand.

Übermorgen ist das Teil dann wohl da. Und wenn er nicht lĂ€uft, schicke ich den halt zurĂŒck. Es kann auch ziemlich unkompliziert gehen. Und das ganze hat mich bei Amazon so um die 5 Minuten gekostet. Das ging alleine schon fĂŒr Fahrrad aus dem Keller holen und am Elektroniksupermarkt anschließen drauf